Trotz „Sommerpause“ ein kleines Update zum Thema Spindelstecker.
Vor dem Löten habe ich mich einige Zeit erfolgreich drücken können. Nachdem die Kabel jetzt schon seit Wochen unmotiviert in der Gegend rum hängen hat mich jetzt der Ehrgeiz gepakt.
Informationen wie der Stecker nun zu verarbeiten ist gibt es weder von HSD noch irgendwo im Netz. Scheinbar kauft die Mehrheit der Menschen den vorkonvektionierten Stecker ab Werk ( 250 Euro aufwärts) und erspart sich die Frickelei. Ein Grund mehr das Prozedere hier etwas genauer zu beschreiben. Vielleicht hilft es dem ein oder anderem ja…
[toc]Der Stecker
Der Stecker ist in Wirklichkeit eine Kombination aus zwei Rundsteckverbindungen, welche in einem gemeinsamen Gehäuse verbaut sind.
Der Stecker besteht aus zwei Bereichen, dem Lastteil (links, 9 Pins) und dem Signalteil (rechts, 22 Pins). Zeichnung: HSD
Aufbau
Von links nach rechts bzw. von oben nach unten:
- Mutter von Kabelverschraubung
- Kabelverschraubung
- Deckelplatte
- Unteres Steckergehäuse
- Gehäuse Rundsteckverbindungen
- Pins
- Dichtring
- Oberes Steckergehäuse
Die Kabelverschraubung ist nicht Teil des Lieferumfangs, es befinden sich jedoch bereits ein M23 und ein M32 Gewinde in der Deckelplatte. Verbaut habe ich hier wie immer LAPP Skintop MSR-M.
Spindelseitig
Auf Seite der Spindel sieht das ganze übrigens folgendermaßen aus. Durch Umbau der Anschlussbox ließe sich die Spindel sicherich auch direkt anschließen.
Unten zu erkennen: Leuchttaster für die manuelle Auslösung der Spannvorrichtung.
Kabel und Querschnitt
Vom Hersteller sind folgende Adernquerschnitte vorgegeben:
- Lastteil
- Gerade Pin-Nummern: 6 mm2
- Ungerade Pin-Nummern: 1 mm2
- Signalteil
- Alle Pins 0,35 mm2
Wenn man nicht das fertige Kabel von HSD zur Hand hat stellt sich die Frage nach realistischen Werten. Zu beachten ist, dass HSD einen Kabelstandard für Spindeln von 3,6 bis etwa 12 kW benutzt und dementsprechend überdimensioniert wären in unserem Fall die 6 mm2.
Für mehradrige Leitungen kann man bei 6 mm2 von ca. 40 A Dauerbelastbarkeit ausgehen. Selbst bei 6 kW Spitzenleistung kommt die hier eingesetzte Spindel nicht über 25 A (Gesamtleistung! Bei 3 Phasen entsprechend verteilt.). Also sind 2,5 mm2 in unserem Fall ausreichend.
Glücklicherweise hatte ich für die 2,2 kW Chinaspindel bereits ein geschirmtes 4×2,5G Spindelkabel verbaut.
Bei größeren Leitungslängen vom Frequenzumrichter zur Spindel ist der Adernquerschnitt größer zu dimensionieren!
Löten
Das Verlöten der Pins benötigt einiges an Leistung, weswegen ich einen Gaslötkolben mit Blende verwende. Damit wird der Pin von allen Seiten erwärmt und erreicht die zum löten nötige Temperatur.
Hier meine Vorgehensweise:
- Adern kürzen
Damit nichts schief geht habe ich den Stecker inkl. Verschraubung zunächst zusammen gebaut um die Länge der Adern markieren zu können. Nicht vergessen: Vom Signalkabel müssen 4 Adern nach rechts geführt werden!
- Adern abisolieren
Die richtige Länge durch Messen (z.B. mit einem Nagel) ermitteln. Um Schäden am Aderisolation zu vermeiden, sollten 1-2mm Abstand zwischen Isolation und dem Pin liegen.
- Pin einspannen
(z.B. in eine Dritte Hand). Da das Kabel bereits verbaut war und sich nur sehr unbequem aus den Schleppketten bzw. dem Galgen ausbauen lässt, habe ich mich für die Konvektionierung an der Maschine entschieden.
- Mit dem Lötkolben Pins aufheizen
Idealerweise mit einem Gaslötkolben/Heißluftlöter, geht aber auch mit einem normalen Lötkolben und breiter Spitze. - Lot in den Pin einführen bis sich das Flussmittel oben zeigt.
Das Lot sollte unmittelbar nach dem Kontakt mit dem Pin schmelzen. Sollte das Aufheizen mit dem elektrischen Lötkolben zu lange dauern (gerade bei den großen Pins), kann man mit ein wenig temperaturbeständiger Wärmeleitpaste oder Lot auf der Lötkolbenspitze nachhelfen. - Sobald das Lot flüssig ist wird das abisolierte Aderende eingeführt
Die kleinen Pins sind sehr eng, selbst für 0,75 mm2. Ich habe die feinen Litzen etwas mit der Hand verdrillt. - Zur Kühlung eignet sich Druckluft. In der Regel ist die Aderisolation nicht für hohen Temperaturen ausgelegt und wird bei zu langem Löten weich.
- Kontrolle folgender Punkte:
Ist die Ader tief genug im Pin, füllt das Lot den Pin gut aus, ist die Aderisolierung noch intakt, stehden Adern eventuell ab (Kurzschlussgefahr!)
Damit es im nächsten Schritt keine Komplikationen gibt sollte hier sauber gearbeitet werden. Ausgetretenes Lot macht den Zusammenbau teils unmöglich.
Zusammenbau
Nach dem Verlöten werden die einzelnen Pins in das jeweilige Steckergehäuse eingeschoben.Die kleinen Pins besitzen zum einrasten zwei kleine Flügel aus Blech, die großen Pins haben eine Rastnut.
Achtung! Die Nummerierung ist etwas schwierig zu lesen, dafür jedoch auf beiden Seiten des Gehäuses eingeprägt. Einmal eingebaut lassen sich vor allem die kleineren Pins so gut wie nicht mehr zerstörungsfrei entfernen.
Schrumpfschlauch sorgt für etwas Ordnung und Sicherheit. Die Leistungspins bekommen später noch einen Schrumpfschlauch, genau die eine Größe war leer…
Ergebnis
Zusammengebaut sieht das Ganze dann so aus…
Aufgrund der weit herausstehenden Pneumatikverschraubungen / Hohlschrauben sitzt das Signalkabel etwas geknickt. Das ist nicht nur „nicht schön“, sondern scheuert auch unnötigerweise am Mantel rum. Vermutlich wurmt mich das irgendwann noch so sehr, dass ich daran etwas ändere…
Auf der Rückseite des Schaltschranks wurde derweil die Beinheizung der Bremswiderstand installiert. Somit halten wir uns die (zugegeben kurzfristigen) bis zu 2 kW Abwärme aus dem Schaltschrank raus.
Hallo Andre,
ich heiße Tim Schneider und habe privat ein paar CNC Projekte…Drehbank, eine Portalfräse 1×2 m Verfahrweg und noch 2 Fräsen im Aufbau. Unter anderem
eine Mitutoyo Messmaschine die mal eine Fräse werden soll. Für dieses Projekt habe ich mir auch eine gebrauchte HSD Spindel 3.6KW besorgt bei der allerdings der Lüfter fehlt inkl. Gehäuse und auch der Anschlußstecker. Hast du evtl eine Adresse wo ich die Teile bestellen kann
Grüße
Tim
Hallo Tim!
Klingt nach ein paar aufregenden Projekten die du da hast, findet man darüber etwas im Netz?
Lüfter und Stecker sind standard Ersatz/Verschleißteile, online jedoch in Deutschland nicht zu bekommen. Ist vermutlich so etwas wie ein „Fachhändlerzwang“, denn bis auf wenige Ausnahmen findet man nicht mal Preise.
Ich würde die Teile direkt bei HSD anfragen oder alternativ mein Glück bei Sorotec versuchen, die verkaufen auch HSD Spindeln.
Viele Grüße,
André
Hallo Andre,
hätte eine Frage zum Anschluss der Spindel.
Bei unserer Maschine hatte wir einen Kabeldefekt und haben uns ein neues Kabel versorgt.
Nun wollten wir uns über HSD die Stecker schicken lassen. Leider werden wir seit 4 Wochen von HSD vertröstet.
Nun meine Frage.
Weist du wo man die Anschlüssen noch erwerben kann?
Dein Bild im Blog unter
„Aufbau
Von links nach rechts bzw. von oben nach unten:
Mutter von Kabelverschraubung
Kabelverschraubung
Deckelplatte
Unteres Steckergehäuse
Gehäuse Rundsteckverbindungen
Pins
Dichtring
Oberes Steckergehäuse“
viele Dank für deinen Mühen im Vorraus.
mfG Stefan Podbielski
Hallo Stefan,
vielen Dank für deinen Kommentar im Blog.
Der Stecker ist eine HSD Eigenentwicklung, die Pins scheinen irgend einem Standard zu folgen – wieso die allerdings 4 Wochen brauchen um so etwas zu liefern ist mir schleierhaft.
Es gibt nur ganz wenige (offene) Händler, das meiste geht wohl in Verbindung mit Maschinen raus oder direkt über HSD. Frag doch mal bei Roy Kloss von Sorotec nach, ob die zufällig etwas auf Lager haben.
Um welche Spindel handelt es sich genau? Ich kann mal bei meinen Kontakten nachfragen, ob zufällig jemand einen passenden Stecker hat.
Viele Grüße,
André
Hallo Andre,
danke für deine schnelle Rückantwort.
ESD vertröstet uns mit den Lieferschwierigkeiten aus Frankreich durch das Corona Virus.
Wir haben eine ES 939.
Wär super wenn du zufällig jemanden kennst, der uns helfen könnte.
viele Grüße
Stefan
Hallo Andre,
vielen Dank noch mal für deine Mühen.
Habe bei Sorotec eine Anfrage gestartet.
Nebenher habe ich noch so einiges gegooglet und nach langer Zeit eine Firma gefunden. Preislich naja
Sollte einer deiner Kontakte die Pins benennen könnte, würde uns das sehr interresieren. Unser Gehäuse ist ja noch io.
Falls es dich interressiert! Hier die Adresse https://www.cncpd.com/product/hsd-power-signal-connector-kit-a6200h0050/
Schönen Tag dir
mfG Stefan
Hallo Stefan,
leider hatte ich bei meinen Kontakten kein Glück.
Hoffentlich kann dir Sorotec weiterhelfen.
Den Lieferanten aus den USA hatte ich auch schon mal gefunden – Achtung, ich bin mir nicht ganz sicher ob der Stecker der ES919/915 identisch mit dem der ES939 ist.
Für meine aktuelle ES950 musste ich den Stecker austauschen, da u.a. der Lüfter mit 24V statt 240V (ES915) arbeitet.
Viele Grüße,
André
Hallo zusammen
Konnte schon jemand herausfinden um welche Rundkontakte es sich beim HSD Stecker handelt. Ich würde gerne die freien Plätze am Stecker nutzen um einen PT100 Fühler zu implementieren.
Gruss Roman
Hallo Roman,
gute Frage! Ich vermute, dass es sich dabei um die gleichen Kontakte wie bei M23 Industriesteckverbindern handelt, z.B. Amphenol SC000014.
Den korrekten Durchmesser müsstest du mal ausmessen, es gibt die Kontakte in div. Ausführungen.
Viele Grüße,
André