Cazeneuve HBX360 – Der Umbau in Bildern (Finale!)

Es ist vollbracht, die Restaurierung unserer Cazeneuve HBX360 ist nach etwas mehr als 1 1/2 Jahren endlich abgeschlossen. Gestern am 01. April hat sich die Maschine zum ersten Mal seit 18 Monaten wieder gedreht und die ersten Späne produziert.

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Die ganze Geschichte in Bildern…

Oktober 2016

Im Netz finden wir eine gebrauchte Drehbank. Der Preis ist verlockend und der Zustand gut. An der Front prangert stolz der Schriftzug des französischen Herstellers, hier findet sich kein großes „W“, wohl auch ein Grund wieso der Preis niedrig ausfällt.

Etwas gewöhnungsbedürftig war einzig die Lackierung. Über die Jahre wurde die grüne Originalfarbe schon mal „grob“ überlackiert.

Im Transporter von Kumpel Tom, welchen er uns freundlicherweise für die Überführung ausgeliehen hat.

Unser Kumpel Martin mit sein Traktor beim Ausladen der Maschine. Passender weise ebenfalls ein französisches Fabrikat. Der Frontlader hatte gut zu tun.

Erste Bestandsaufnahme und auch gleich ging es ans zerlegen. Das Hydrauliköl hatte der Vorbesitzer bereits für uns abgelassen und entsorgt.

Die Maschine wurde sprichwörtlich bis auf die letzte Schraube zerlegt und nach Baugruppen sortiert in wiederverschließbare Kunststoffbeutel verpackt.

Was folgte waren viele Stunden Reinigung mit Motorkaltentfetter und Bürste sowie dem Ultraschallbad. Viele Liter Hydrauliköl und Schmierstoff hatten sich fein über die 40 Jahre alte Maschine gelegt. Geblieben sind etwa 40 Liter ölgesättigter Reiniger, welcher noch fachgerecht entsorgt werden muss.

Der Lack war auch nicht mehr der beste. Die Originalfarbe (Grün, Grundierung Rot) war dabei noch das geringste Problem. Über die Jahre wurde die Maschine schon mal groß und schnell in blau überlackiert worden. Dem Lack sind wir auf dreierlei Weise zu Leibe gerückt: Abbeizer, Drahtbürste am Winkelschleifer sowie nass Sandstrahlen.

Beim Bett hatten wir ebenfalls Glück. Zwar sind die Führungsbahnen ein wenig vermackt (ein wenig mehr in Spindelnähe), im großen und Ganzen aber nicht eingelaufen. Auch die Flanken der Prismen sind für ihr Alter noch gut in Schuss. Das komplette Schleifen der Führungen würde sicher 2 bis 3.000 Euro verschlingen.

Die Werte der aktuellen Originalfarben wollte der Hersteller leider nicht rausrücken, weswegen wir aus diversen Fotos selbst die Töne ableiten mussten. Lackiert wurde die Maschine schlussendlich in MIPA 2K in den Farbtönen Schwarzgrau (RAL 7021), Himmelblau (RAL 5015) sowie Lichtgrau (RAL 7035).

Auch meine Freundin (mittlerweile) Frau hatte Spaß am lackieren gefunden und war fleißig mit dabei. Leider war die Halbgesichtsmaske zu groß, weswegen die Vollmaske herhalten musste.

Zwischenzeitlich konnten einige Baugruppen schon wieder montiert werden. Hier der Reitstock.

Viele Teile waren jedoch nicht mehr so gut in Schuss. Vor allem die Kugellager im Schlosskasten hatten es größtenteils hinter sich. Hier musste für Ersatz gesorgt werden. Die meisten Lager waren unproblematisch, einige mit 70 Euro pro Stück jedoch sehr teuer.

Hier die gezogene Hauptspindel. Die gute Nachricht zuerst: Sämtliche Lagersitze sowie die sehr teuren Spindellager sind noch gut in Schuss. Nicht mehr ganz frisch war jedoch das Kunststoffzahnrad. Über die Jahre hatte sich dieses um einige Milimeter in der Höhe abgetragen und sorgte für ein Rutschen der Getriebestufen. Cazeneuve vertreibt noch die Originalersatzteile, jedoch zu einem zu erwartend hohem Kurs.

Ein paar Dinge haben wir auch grundsätzlich verändert / überarbeitet. Fabian hat die Dichtungen der Teleskoprohrabdeckung der Zug/Leitspindel auf Standard Hydraulikzylinderdichtungen umgebaut. Das spart einige Euros. Bei der Cazeneuve HBX360 läuft die Spindel durch ein Bad aus Bettbahnöl, welches sie durch ihre Drehbewegung selber fördert.

Oben neu, unten alt.

Der Schaltschrank ist größtenteils so geblieben wie er war und wurde nur leicht erweitert. Neu sind beispielsweise die Reihenklemmen sowie ein 24V Schaltnetzteil für die Logik sowie Maschinenbeleuchtung.

Auch Adernendhülsen fehlten an vielen Stellen und mussten erst einmal eingebaut werden.

Eine weitere Verbesserung: Bei unserem Baujahr gab es noch keine Bedieneinheit an der Maschinenfront. Der Walhschalter für die Motor Drehzahlvorwahl (Dahlanderschaltung) saß oben auf der Rückwand, der Lichtschalter befand sich hinter der Maschine, die Kühlmittelpumpe wurde über einen Kippschalter direkt an der Pumpe geschaltet… Damit ist jetzt schluss!

Nicht so gut ging es den Haidenhein Glasmaßstäben. Dass diese bei der Menge an Späne und Öl überhaupt noch funktioniert haben grenzt an ein Wunder.

Da sich die Lager noch im absoluten Topzustand befanden, wurde der Motor nur vorsichtig äußerlich gereinigt. Eine komplette Demontage wäre mangels ausreichend großem Abzieher sicher interessant geworden.

Sämtliche flexiblen Leitungen (Rücklauf des Hydraulikkreislaufs) wurden gegen stabile Gewebeschläuche ersetzt.

An Stelle der schnöden gebogenen Blechhebel sind noble Hebel aus wasserstrahlgeschnittenem VA getreten. Die Rastbolzen werden bei Gelegenheit noch gegen eine Version aus VA getauscht.

Zwischendurch haben wir auch das ein oder andere an Werkzeugen für die Maschine aufgespürt und erworben. Unsere Devise ist hier eher gebrauchtes Industriewerkzeug zu kaufen als günstiges aus Fernost.

Und schon befanden wir uns wieder mitten in der Montage des Schlosskastens. Ein Puzzle für echte Männer!

Operation geglückt. Fabian hat (selbstverständlich) wieder alles zusammen gebaut. Die berühmten übrig gebliebenen Teile sind ebenfalls ausgeblieben.

Die letzten Schritte vor der Fertigstellung.

 

Die letzten Arbeiten am Schaltschrank sind erledigt, bereit zum ersten Test. Doch irgendwie will die Maschine nicht starten. Es folgen Stunden an Fehlersuche mit dem Multimeter, doch irgendwie mag sich der Fehler nicht so recht zeigen. Der antiquare Stromlaufplan (noch handgezeichnet bzw. auf Blaupause) passt leider nicht ganz zum durch Telemecanique überholten Schaltschrank, was die Fehlersuche nochmal deutlich erschwert.

Gelöst hat das Rätsel dann meine Frau… Als sie zu Besuch in der Werkstatt war hatte sie mit dem Multimeter rumgespielt. Wie sich heraus stellte hatte eine der Sicherungen für die 24V Steuerspannung aufgrund eines Verkabelungsfehlers ausgelöst. Ohne diese Hilfe hätte ich wohl den Schaltschrank nochmal demontiert und den Fehler erst nach 2 Stunden gefunden.

April 2018

18 Monate später. Es ist vollbracht! Die Drehbank steht wieder in (fast) altem Glanz da und ist bereit für die nächsten Jahrzehnte.

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